TL;DR

Graue Emissionen sind 2025 vom Nischenthema zur entscheidungsrelevanten Grösse geworden. Der Fokus verschiebt sich klar von Einzelprojekten hin zu vergleichbaren, steuerbaren Daten auf Projekt- und Portfolioebene - insbesondere im Scope-3-Kontext. Methodik, Datenqualität und frühe Verfügbarkeit werden zum entscheidenden Faktor.

Zum Jahresende zeigt sich deutlich: Graue Emissionen gehören heute zu den zentralen Themen im Bau- und Immobiliensektor. Die Diskussion hat an Tiefe gewonnen und sich spürbar verschoben – weg von vereinzelten Leuchtturmprojekten hin zu systematischen Fragestellungen über ganze Projektpipelines und Portfolios hinweg. Für Investor:innen, Entwickler:innen und Bauherrschaften geht es nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie: Wie lassen sich graue Emissionen früh, belastbar und vergleichbar abbilden – dort, wo Entscheidungen Wirkung entfalten?

3. Schweizer Symposium zu grauen Emissionen - Von der Relevanz zur Umsetzung

Das 3. Schweizer Symposium zu Grauen Emissionen im Bausektor hat eindrücklich gezeigt, wie breit das Thema inzwischen abgestützt ist: Vertreter:innen aus Immobilien- und Baubranche, Fachbehörden, Labelorganisationen, Politik und Forschung an einem Ort.

Erstmals fand das Symposium in einem kombinierten Format für Hoch- und Tiefbau statt. Zwei Disziplinen mit unterschiedlichen Datenständen, Normen und Entscheidungslogiken - und gerade deshalb mit grossem Potenzial voneinander zu lernen.

Als Eventpartner bot sich uns die Möglichkeit, viele Gespräche zu führen und direkte Einblicke zu gewinnen, wohin sich der Markt entwickelt. Besonders deutlich wurde: Der Bedarf an datenbasierter Auswertung und Optimierung wächst dort am stärksten, wo methodische Klarheit auf operative Realität trifft.

Scope 3 im Immobilienkontext: Methodik als gemeinsame Sprache

Einen wichtigen Referenzrahmen liefert das Scope-3-Whitepaper der Charta Kreislauforientiertes Bauen. Die Charta vereint führende Schweizer Bauherrschaften und Investor:innen.

Das Whitepaper zeigt, wie Emissionen aus Erstellung und Lebenszyklus von Gebäuden den relevanten Scope-3-Kategorien zugeordnet werden und wie bestehende Normen – insbesondere die SIA 2032 – dafür genutzt werden können. Damit entsteht eine praxisnahe Grundlage, die sowohl Projekt- als auch Portfolioebene adressiert.

Zentral ist die klare Einordnung der drei Berechnungsansätze:

  • Bauteilbasierte Ökobilanzierung gemäss SIA 2032
  • Benchmark-basierte Hochrechnungen für standardisierte Anwendungen
  • Ausgabenbasierte Ansätze bei begrenzter Datentiefe

Wir bei vyzn setzen gezielt bei der bauteilbasierten Methodik an, da sie die präzisesten Aussagen zu Grauen Emissionen ermöglicht. In der Praxis ist sie jedoch oft aufwendig und spät verfügbar. Genau hier vereinfacht unsere Software den Prozess schrittweise und modellbasiert, sodass früh im Projekt belastbare CO₂-Kennwerte vorliegen. Diese lassen sich vergleichen, aggregieren und für Variantenstudien nutzen - ohne methodische Abstriche.

Von Projektentscheidungen zur Portfoliosteuerung

Eine aktuelle Analyse von Wüest Partner zeigt, dass die wirksamsten Hebel zur Reduktion grauer Emissionen früh im Projektverlauf liegen – bei Struktur, Konstruktion, Materialwahl und Nutzungsannahmen.

Für Investor:innen heisst das: Graue Emissionen müssen in Bauprojekte früh mitgedacht (resp. "bestellt") werden und werden erst dann steuerbar, wenn sie systematisch über viele Projekte hinweg vergleichbar sind. Einzelne Ökobilanzen liefern wichtige Tiefe, reichen für strategische Portfolioentscheide jedoch nicht aus. Gefragt sind konsistente Datenmodelle, mit denen sich Varianten vergleichen, Emissions-Hotspots identifizieren und Auswirkungen auf das Gesamtportfolio bewerten lassen.

Fazit

Zum Jahresende lässt sich festhalten: Graue Emissionen sind fachlich etabliert, methodisch greifbar und operativ relevant. Die Diskussion ist weiter – der Fokus liegt heute auf Umsetzung und Wirkung. Entscheidend sind frühe Transparenz, klare Methodik und skalierbare Auswertungen.

Wer graue Emissionen wirksam reduzieren will, braucht keine weiteren Grundsatzdebatten, sondern Daten, die Entscheidungen ermöglichen. Genau dort entscheidet sich, wie aus Berechnung reale Wirkung wird.

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